Körperorientierte Traumabehandlung

(Fachgebiet der Psychotherapie)


"Das innere Empfinden für die Bewegung der Lebensenergie ist wie ein wortloses Wissen, wer wir sind"

Somatic Experiencing (SE) wurde von dem amerikanischen Trauma-Forscher Dr. Peter Levine in den letzten 50 Jahren entwickelt."Trauma" ist eine komplexe psycho-physiologische Reaktion des gesamten Organismus auf lebensbedrohliche oder überwältigende Situationen. Wenn Bewältigungsreaktionen nicht vollständig abgeschlossen werden können, bleibt eine Störung der Selbstregulation im Nervensystem weiter wirksam. Vegetative aber auch psychische und somatische Symptome können anhaltende Folgen sein. So kann z.B. die nicht gelungene Flucht in einer schwierigen Kindheitssituation noch immer im Nervensystem wirksam sein und Symptome produzieren. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von "Körpergedächtnis".


Jedes erlebte "Trauma" hat seine eigene physiologische Reaktionsweise:


Starker Aufprall z.B. Autounfall, Radunfälle

Stürze z.B. Skiunfall, Fallen von einer Leiter


Kennzeichen sind die Einwirkung starker Kräfte (Schwerkraft, Aufprall, Beschleunigung, Abbremsen, Verdrehung), in denen wir plötzlich das Gleichgewicht verlieren. Folgesymptome können sein: Benommenheit, Gleichgewichtsprobleme, Orientierungsschwierigkeiten, erhöhtes Gefühl der Verletzlichkeit, Ängste, Überkontrolle, Ungeschicklichkeit, Höhenangst, Vermeidungsreaktionen, Wiedererleben im Traum.



Unvermeidbarer Angriff z.B: durch Tiere, Menschen, Fahrzeuge


Nach einem Trauma dieser Art treten häufig folgende Symptome auf: übermäßige Angst; das Gefühl, die Welt ist kein sicherer Ort; Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht; Schlafprobleme; unkontrollierbare Wut; Festzustecken in einem Muster wie die Schwierigkeit sich zu binden oder sich festzulegen; vermehrt das Gefühl der Hilflosigkeit; natürliche Wutreaktionen unterdrücken müssen; sich nicht schützen können.



Emotionale Traumen wie Vernachlässigung, Tod wichtiger Bezugspersonen, Flucht, Armut, Verlust, Missbrauch, Gewalt.


Nach erlebten emotionalen Traumen treten oft folgende Symptome auf: fehlender Kontakt zu sich; geringes Selbstwertgefühl; Gefühl der Hilflosigkeit; Angst vor Verlassen werden; impulsive Verhaltensweisen; schwache Grenzen; Unsicherheit und Bindungsprobleme; Störungen des Immunsystems; Allergien; starke Unruhe; Scham und Schuldgefühle.


Zu weiteren traumatischen Erfahrungen zählen Naturkathastrophen; hohes Fieber; medizinische Eingriffe; Erfahrung fast zu ertrinken oder zu ersticken; Miterleben wenn jemand anderer in Gefahr ist.



"Somatic experiencing" bietet ein methodisches Vorgehen, das versucht, die mobilisierte und steckengebliebene Energie kleinschrittig abzubauen und die Traumasymptome aufzulösen.

Gelingt dies, können die Breite der Gefühle wiederbelebt und der Handlungsspielraum erweitert werden.

Die gewonnene Kraft kann dann gezielter für das eigene Leben genutzt werden. Ziel ist es, mehr Sicherheit in sich selbst und der Welt gegenüber zu erlangen.

"Somatic Experiencing" ist in erster Linie Symptombehandlung durch Neuregulierung. Bei  Entwicklungstraumatisierungen ist somatic experiencing kombiniert mit anderen psychotherapeutischen Vorgehensweisen ein Weg um die aus der Not entstandenen Überlebensstrategien aufzulockern, innere Freiräume zu ermöglichen und die Entwicklung reiferer Regulierungsmöglichkeit anzustossen. Im Kern unserer Existenz finden wir die Verbindung zu uns selbst und von uns selbst die Verbindung zur Welt. 


Somatic Experiencing ist keine eigenständige Therapie, sondern ein methodisches Vorgehen welches im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen Behandlung prozessorientiert eingesetzt wird. Somatic Experiencing darf therapeutisch nur von Personen mit Behandlungserlaubnis (Psychotherapie, Klinische Psychologie, Ärzte) angewendet werden. 

Weitere Infos unter www.somaticexperiencing.at


"Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. Dieser Raum enthält unsere Kraft, eine Antwort zu wählen. In unserer Antwort liegen unser Wachstum und innere Freiheit"

Viktor E. Frankl